Franziskaner Kloster in Lienz und
die Umgebung
Ursprünglich wurde das Kloster der Franziskaner in Lienz als Karmelitenkloster auf Initiative der Landesfürstin Gräfi n Euphemia von Görz-Tirol und ihrer Söhne gegründet. In der Genehmigungs-urkunde des Papstes Clemens VI., ausgestellt zu Avignon am 20. November 1348, steht geschrieben, dass die Gräfin bei der Gründung des Klosters trachte, „das Irdische mit Himmlischem und das Vergängliche mit Ewigem in einem guten Handel einzutauschen“. Auf die Genehmigung des Papstes erging am 26. Juli 1349 der görzische Stiftbrief, womit dem Orden in Lienz eine Hofstatt übergeben wurde „…die zum Thail an daß Wasser stoßet daß da haißet Ysel…“. Erst zwanzig Jahre später erteilte Fürsterzbischof Pilgrim von Salzburg seine Zustimmung zum Bau des Klosters.
Das alltägliche Leben im Kloster erstreckt sich für die Patres bis heute auf das Abhalten der Gottesdienste, Betreuung der Gläubigen und Beichthören.
Der liberale Zeitgeist des Josefinismus
wirkte sich insbesondere auf die Klöster aus. Auch der Lienzer Karmel wurde als entbehrlich empfunden, mit 16. April 1785 aufgehoben und
den Franziskanern von Innsbruck übergeben, deren Kloster in der Tiroler Landeshauptstadt aufgelöst worden war. Klosteraufhebung und Übergabe
an die Franziskaner
Am 19. April des selben Jahres begannen die Franziskaner ihre Tätigkeit in Lienz. Sie übernahmen
die meisten der Aufgaben, die früher den Karmeliten zugefallen waren, wie beispielsweise das Unterrichten an Volksschule und Gymnasium.
Aktuell betreuen vier Patres 4.200 Gläubige in ihrer Pfarre, das Kloster der Dominikanerinnen und leisten Beichthören sowie Aushilfsdienste für
den gesamten Bezirk Lienz.
Das historische Umfeld des "Klosterplatzes"
von Univ.-Doz. Meinrad Pizzinini
Besitzerwechsel der einzelnen Häuser sind rund 140 Jahre nachweisbar. Am 24. Jänner 1757 erwarb es Michael Schedler, Doktor der Medizin. Im Theresianischen Kataster von 1775 wird es kurz beschrieben:
2. Stockwerke hoch, mit einem Höfl, einem Schweinstallele, Garten und Holzhütte.
Schedler wuchs in Kufstein auf. Es ist nicht bekannt, wo er seine Medizinstudien absolviert hat. Er war zunächst in Rattenberg tätig, bis er im Jahr 1750 seinen Dienst in Lienz antrat. An einer Universität ausgebildete Ärzte waren damals eher selten, weshalb Schedler innerhalb der nächsten drei Jahre von Seiten der Stadt Lienz mit allen möglichen Funktionen betraut wurde. Ihm oblag nun als Stadtphysikus, vergleichbar mit dem heutigen Stadtarzt, das städtische Gesundheitswesen. Auf diesem Haus, Muchargasse 13, ist eine Gedenktafel für den Historiker und Benediktinerpater Albert Muchar von Bied und Rangfeld angebracht, die darauf hinweist, dass er am 29. November 1781 hier zur Welt gekommen ist. Es ist schwierig, diese Familie in die Geschichte der Stadt Lienz und des Landes Tirol einzuordnen, da sie nie an nennenswerter Stelle aufscheint. Pater Alberts Großvater war in habsburgischen Militärdiensten in Karlobag nördlich von Zadar an der dalmatinischen Küste in Kroatien stationiert. Wo und wann er die Lienzerin Maria Anna Ursula Aigner (geb. 1710) kennen lernte, ist nicht bekannt. Das Paar heiratete im Jahr 1747; ihr einziger Sohn mit Namen Anton kam 1753 zur Welt. Im Erwachsenenalter erhielt Anton von Muchar die Stelle eines Obereinnehmers am k. k. Hauptmautamt in Lienz. Im November 1781 heiratete er Maria Carolina Rosa, die 25jährige Tochter des Lienzer Arztes Dr. Michael Schedler. In seinem Haus war offensichtlich Platz genug, sodass das junge Ehepaar hier wohnen konnte. Das zweite von fünf Kindern war Anton Andreas Clemens, geboren am 22. November 1786.
In Lienz besuchte der Knabe die Trivialschule (heute Volksschule) und das von den Franziskanerpatres geleitete Gymnasium. Für das Universitätsstudium übersiedelte er in die Steiermark. Er trat in das Benediktinerstift Admont ein, wo er den Ordensnamen Albert erhielt. In Graz erwarb er das Doktorat, wurde zum Professor an der Grazer Universität ernannt, wo er im Studienjahr 1842/43 als Rektor fungierte. Intensiv befasste er sich mit dem Fach Geschichte. Sein bedeutendstes wissenschaftliches Werk ist die viel gerühmte achtbändige „Geschichte des Herzogthums Steiermark“, die ab 1844 erschien. Die Beziehungen zu seiner Heimat sind nie gänzlich abgebrochen. P. Albert von Muchar OSB starb am 6. Juni 1849. Die Gedenktafel an seinem Lienzer Geburtshaus wurde im Jahr 1903 angebracht.
Das an die Apotheke anschließende Haus, Muchargasse 15, muss zusammen mit dem westlich angrenzenden Gebäude (Muchargasse 17) gesehen werden, was sich aus ihrer Funktion ergibt. Durch lange Zeit war das Haus Nr. 15 Sitz des Berggerichtes Lienz und stand daher im Besitz des Tiroler Landesfürsten. Der Lienzer Bergrichter war für die Überwachung der Bergbaukonzessionen, Unfallermittlungen, Streitschlichtungen, die Rechtsansprüche des Landesfürsten usw., letztlich für die gesamte Organisation des Bergbaues zuständig.
Mit dem westlich anschließenden Haus wurde es 1609 ein Raub der Flammen. Dieses verkauften die Besitzer am 2. April 1613 der tirolischen Kammer in Innsbruck; von nun an scheint es immer als „Gerichtsdienerhaus“ auf. Im Norden grenzte es an die Münichgasse, im Westen an das Schulgassl (heute Apothekergasse); im Süden lag der zugehörige Garten mit dem Berggerichtsgefängnis. Es hängt mit der sinkenden Bedeutung des Bergbaues zusammen, wenn das Lienzer Berggericht im Jahr 1741 aufgelassen wurde. Beide Häuser erwarb nun Maria Magdalena von Rost und Kehlburg am 25. Mai 1742 von der Hofkammer in Innsbruck. Nach acht Jahren, am 21. Jänner 1750, verkaufte sie die beiden Häuser um zusammen 400 fl. (Gulden) dem Lienzer Bürger und Lebzelter Johann Brunner. Das östliche der beiden Häuser (Muchargasse 15) übergab er am 14. Jänner 1783 seinem Sohn Franz, der die Lebzelterei mit Wachszieherei weiterführte.
Im 19. Jahrhundert ging das Gebäude im Erbweg an die Familie Sailer über, die auch schließlich über das Nachbarhaus verfügte. Zwischen dem „Schuelgassl“ und der Stadt- oder Ringmauer befand sich ein mehr langgestrecktes Haus, dessen Geschichte durch oftmaligen Besitzerwechsel charakterisiert ist. Durch einige Zeit gehörte eine Hälfte des Hauses der Familie Mohr (Mor) von Sunnegg, die auch einen Lienzer Landrichter stellte, weshalb das Haus durch lange Zeit „Mohrenhaus“ genannt wurde. Vom Beginn des 20. Jahrhunderts an gehörte es durch Jahrzehnte zum Besitz der Familie Majerotto.
Auf der Nordseite der Münichgasse, dem „Mohrenhaus“ gegenüber, stand das sog. Tesser-Haus“ (Muchargasse 8), das eine interessante Geschichte aufweist. Wann das Gebäude durch Helena von Hanberg, geborene von Welsberg, erworben worden ist, kann nicht eruiert werden. Sie vermachte es 1589 ihrem Vetter Karl von Welsberg. Das Anwesen, das auf der Südseite an die Münichgasse, im Westen an die Stadtmauer stieß und im Osten an den Garten des Kammerlander-Hauses grenzte, reichte auf der Nordseite bis zur Iselwiere. Das Anwesen wechselte einige Male seinen Besitzer innerhalb der Familie. 1602 ging es an Hans Ponlander, Lienzer Messinghandels-Verweser (Verwalter) über, nach zwei Jahren an Balthasar Leis und seine Frau Elisabeth. Wenig später kaufte es Sigmund Freiherr von Wolkenstein und Rodenegg um 290 fl. Beim Stadtbrand vom 8. April 1609 „ist alles verprunnen“. Daher konnte sich der Wolkenstein leicht von diesem Besitz trennen. Am 20. Juli 1611 verkaufte er die Ruine um bloß 100 fl. dem Messinghandels-Verweser Georg Daser. Wolfgang Moser, Glaureter Handels-Verweser im Defereggen, heiratete Dasers Tochter Anna. In seinen alten Tagen hat sich Wolfgang Moser im Lienzer Stadtspital „eingepfründet“. Wenn man aufgenommen werden wollte, musste man dafür eine Leistung erbringen, entweder in Geld oder als Realbesitz. Moser hat seine Behausung mit allem Zubehör bei seiner Einpfründung dem Stadtspital übergeben. Dieses aber veräußerte am 16. Mai 1669 das gesamte Anwesen dem Nachbarn Josef Kammerlander um 450 fl. Irgendwann muss es aber wieder zurückgekauft worden sein, denn im Theresianischen Kataster von 1775 wird es als dem Hl. Geist-Gotteshaus und Bürgerspital gehörig bezeichnet. Hier taucht zum ersten Mal die Bezeichnung „Tasserische Behausung“ auf, während es meistens „Tesser-Haus“ genannt wurde. Es wird angeführt, dass es zwei Stockwerke hoch sei und als deutsches Schulhaus diene. Der Schulbetrieb beanspruchte bestimmt nicht das gesamte Haus. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war hier auf jeden Fall auch die „Städtische Polizeiwache“ untergebracht.
Im 19. Jahrhundert unternahm die Stadtführung einiges, um das Stadtbild zu verbessern. In diesem Sinne errichtete man östlich neben dem Tesser-Haus eine Brunnenstube mit einem Wassertrog. Baumeister Johann Hofer zeichnete die Pläne, die in der zweiten Jahreshälfte 1862 ausgeführt wurden.
Lange Zeit war man sich der Notwendigkeit der Errichtung eines neuen Schulhauses bewusst. Nach intensiven Diskussionen über den Baugrund entschied man sich im Februar 1903 für das Areal des Tesser-Hauses, weshalb auf der Westseite ein langes Stück der mittelalterlichen Stadtmauer abgetragen werden musste. Auf eine Ausschreibung hin nahm man das Projekt der Baumeister Rizzardi (Lienz) und Madile (Klagenfurt) an. Das Gebäude mit seinen Fassaden im Neo-Renaissance-Stil wurde am 11. Oktober 1904 feierlich eingeweiht. Das Haus Muchargasse 8 dient seit mehr als100 Jahren als Schulhaus; vor einigen Jahren benannte man es nach dem berühmten einheimischen Künstler Albin Egger-Lienz.
Im Bereich zwischen dem Tesser-Haus und den Klosterbauten stand früher noch ein Haus mitten in der Grünfläche. Informationen darüber erhält man aus dem Theresianischen Kataster von 1775:
Es besaß nur ein Stockwerk; zum Haus gehörten ein Stall, ein Futterhaus und ein Baumgarten, in welchem eine gemauerte Badstube stand. Es wurde Kammerlander-Haus genannt, da es durch viele Jahrzehnte im Besitz dieser Familie gewesen ist. Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Haus – aus welchen Gründen auch immer – abgerissen. Das Areal vor der Klosterkirche schloss im Westen die ca. 7 Meter hohe Stadtmauer mit dem Schweizertor ab. Die Bereiche westlich des alten Burgums (Hauptplatz), als „äußere Stadt“ bezeichnet, wurden erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts durch einen Graben geschützt. In der Zeit ständiger Bedrohung vor allem durch die Türken ergab sich die Notwendigkeit zur Anlage eines erweiterten Mauerrings, der den Platz mit der St. Johannes-Kirche, die Rosengasse, die Münichgasse mit dem Karmelitenkloster und auch das Stadtspital einschließen sollte. Eine Petition der Lienzer Bürger an den Landesfürsten Graf Leonhard von Görz zeigte Erfolg. Der Mauerbau wurde in Angriff genommen, hatte aber bei des Görzers Tod im Jahr 1500 noch nicht den Abschluss gefunden. Nun wandte man sich an den neuen Landesherrn, Maximilian I. Der Bau der weitläufigen Ringmauer wurde noch Anfang des 16. Jahrhunderts fertiggestellt. Der Mauerring überstand die Jahrhunderte. – Das erste Stadttor, das entfernt wurde, war das Schweizertor als Zugang von der Schweizergasse in den engeren Stadtbereich.
Am 18. August 1823 ersuchte die Stadtführung das Landgericht Lienz, dieses Tor entfernen zu dürfen. Es habe keinen Nutzen, hemme den Luftzug in die Mönchsgasse und verunstalte durch seine höchst hässliche Bauart das Stadtbild, müsse aber von der Stadt erhalten werden. Dem Ersuchen der Stadt wurde stattgegeben. Am 22. April 1824 meldete der Stadtmagistrat an das Landgericht, die Demolierung des Schweizertores sei in Arbeit. Auch das Mauerwerk musste bis zu den Ecken der beiden nebenliegenden Häuser entfernt werden.